Eigentlich…. ja, eigentlich hatte die KWICK!-Community angekündigt Ende August ihre Pforten zu schließen. Es wurde inzwischen aber wohl ein Investor gefunden, der die Plattform weiterführen wird. Diese Information wurde bekannt als dieser Blogbeitrag bereits so gut wie abgeschlossen war. Deshalb folgt er nun in etwas abgewandelter Form, bitteschön:
Beim einem routinemäßigen Einloggen (die Intervalle wurden in den letzten Jahren immer länger) auf http://www.kwick.de war oben im Mitteilungsbereich folgende Meldung zu lesen:
Nach über 18 Jahren schließt die KWICK! Community Ihre Tore zum 31.08.2019.
Meine erste Reaktion darauf war dann auch der Gedanke, dass ich das schon viel früher erwartet hätte. Bereits als im Jahre 2006 WerKenntWen live gegangen ist, war bei KWICK! ein steter Mitgliederschwund zu beobachten. Als dann ungefähr 5 Jahre nach dem Erfolg von WerKenntWen das soziale Netzwerk Facebook immer beliebter wurde, war das dann auch der Todesstoß für wkw, wie es unter den Mitgliedern liebevoll genannt wurde und KWICK! wurde noch irrelevanter. Facebook bot eine bessere Interaktion untereinander und die anfangs dort angebotenen Browserspiele hatten eine große Anziehungskraft.
Vor wkw gab es unter anderem studiVZ bzw. meinVZ. Die beiden Websites wurden aber hauptsächlich von Studierenden und weniger von der breiten Masse genutzt. Für die Lokalisten, die auch über die Grenzen Deutschlands expandierten, lief sogar ein Werbespot im überregionalen Fernsehen, zumindest in meinem Freundes- und Bekanntenkreis war die Plattform aber nie relevant und wurde 2016 geschlossen.
Es hatte alles so schön begonnen.
Gegründet als Infoboard zu örtlichen Veranstaltungen im Raum Stuttgart, expandierte KWICK! recht schnell und wurde so zu einem Vorreiter in Sachen Web 2.0 und einem der ersten – vielleicht sogar dem ersten – sozialen Netzwerk Deutschlands, damals noch unter der Bezeichnung Community. Das öffentliche Interesse war so gross, dass ComputerBild im Jahre 2014 einen Testbericht veröffentlicht hat. Häufige oder regelmäßige Leser dieses Blog (wenn es sie denn geben sollte) werden KWICK! bereits kennen, denn hier, da und dort wurde schon darauf Bezug genommen.
Wer jetzt noch keine Ahnung hat was KWICK! ist und sich fragt wie es so beliebt werden konnte darf gespannt sein, denn hier kommt die Erklärung:
KWICK! war anders gestaltet als man es von heutigen sozialen Netzwerken gewohnt ist. Man konnte seinen Benutzernamen frei wählen und anfangs war es so weit ich mich erinnere auch verboten seinen bürgerlichen Namen öffentlich preiszugeben. Später wurde diese Regelung allerdings sehr gelockert. Im Magazin gab es täglich neue Nachrichten zum aktuellen Zeitgeschehen und zu internen Themen zu lesen. Im Forum konnten sich die Kwickies, wie sich die Mitglieder untereinander gerne nannten, über allerlei Themen austauschen. Es wurde auf Veranstaltungen in Discotheken im größeren Umkreis hingewiesen und dazu auch Fotogalerien veröffentlicht. Mitglieder konnten sich auf diesen Eventfotos verlinken und somit waren diese Fotos auf dem Benutzerprofil abrufbar. Inzwischen ähnelt der Aufbau der Wesite sehr dem von Facebook.
Die Profile waren innerhalb der Community meist für alle sichtbar, für einzelne Abschnitte konnten Privatsphäreeinstellungen gesetzt werden. Teilweise wurde auf diesen Profilen sehr konkret für sich geworben. Es war auch möglich eine spezielle Singleanzeige zu schalten.
Der Fokus lag damals im gegenseitigen Kennenlernen.
Hierzu dienten anfangs zum einen Kurznachrichten, wobei diese dann als PopUp aufpoppten und lediglich die zuletzt erhaltene Nachricht anzeigten, worauf man dann im Textfeld darunter antworten konnte. Startete man selbst eine Konversation, wurde im Fenster auch nur die zuletzt verschickte Nachricht an diesen Empfänger angezeigt. Später wurden die Kurznachrichten durch einen Chat ersetzt.
Ebenso gab es die Möglichkeit Mails zu verschicken, welche dann im Postfach landeten und nicht sofort aufpoppten. Diese Mailadresse war anfangs auch von außen erreichbar.
Hatte man sich auf diese Art und Weise online kennengelernt, konnte der Kontakt wenn gewünscht im Real-Life vertieft werden.
Um das zu verwirklichen wurden in verschiedenen Diskotheken zuerst Flirt & Fun-Partys organisiert bei denen man am Eingang – wie bei solchen Veranstaltungen üblich – mit einer Nummer ausgestattet wurde. Optional konnte man sich am KWICK!-Stand noch zusätzlich seinen Nicknamen aufkleben lassen. Dort war es auch möglich kleine Postkarten auszufüllen, diese mit der eigenen und der Nummer des Nachrichtenempfängers zu beschriften und von den freiwilligen Helfern an eine speziell dafür aufgestellte Wand pinnen zu lassen. Die erste Flirt & Fun-Party im CO2-Discopark in Karlsruhe fand irgendwann Ende 2003 oder Anfang 2004 (das genaue Datum war leider nicht zu ermitteln) statt.
Als diese regelmäßig stattfindenden Partys immer beliebter wurden, kamen noch diverse andere Mottopartys hinzu.
Die Party-Reihe KWICK! & Dirty erfreute sich der größten Beliebtheit. Dort war es angesagt zusätzlich zu den üblichen Nummern verschiedenfarbige Armbänder zu tragen, welche den anderen unmissverständlich die eigene Intention wiederspiegelten. Zusätzlich war die Animation an diesen Abenden immer recht freizügig.
Die Flirt & Fun-Partys waren damals mein erster Kontakt mit dieser Community und durch meinen Nebenjob im CO2 lag es nahe mich dort auch anzumelden, was am 09.08.2005 vollzogen wurde. Meine Mitgliedschaft dauerte bis dato 14 Jahre, wobei ich davon nur wenige Jahre wirklich aktiv war. Mein Blog wurde dort noch bis 2012 gepflegt, bis zum Umzug nach WordPress am 01. April. Seit diesem Tag diente er noch als Blogarchiv, wobei die meisten wirklich lesenwerten Beiträge inzwischen als Classic veröffentlicht wurden. Es existiert auch eine Gedenkseite mit einigen Inhalten meines dortigen Profils.
Nachtrag: Inzwischen ist die Website geschlossen.
Zum Schluss veröffentliche ich hier in alter Tradition noch das Zitat, das den Abschluss meines Benutzerprofils bildete.
„Nicht steht mir zu, über eines anderen Leben zu urteilen.
Einzig für mich allein muss ich urteilen, muss ich wählen, muss ich ablehnen.“
Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Dichter